Informationen aus dem ruhigen Stadtteil

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Der Fluch des billigen Geldes

Die Politik des billigen Geldes, das Fluten der Kapitalmärkte durch die Zentralbanken und der Zinsverfall gegen Null hat zu einer Flucht des Kapitals in Immobilienwerte geführt. Überall wird gebaut, Leerstände werden ignoriert und Naturflächen versiegelt.

Besonders in Bielefeld Schildesche hat diese Entwicklung zu einem noch nie da gewesenen Immobilienboom geführt. War der ruhige Stadtteil im Norden von Bielefeld traditionell mit vielen Grünflächen und Brachen durchzogen, zeigt sich nach einem Jahr Bauboom ein anders Bild. Überall  werden unbebaute Grundstücke gerodet, alte Objekte abgerissen und ehemalige Gewerbeflächen erschlossen. Baukräne an jeder Ecke. Es entstehen ausschliesslich teure Eigentumswohnungen für den solventen Mittelstand. Gentrifizierung eben.

So ist schon seit 2 Jahren bekannt, dass die Ev. Kirche als Besitzer einer von Kastanienbäumen bewachsenen Wiese zwischen der Plass-Schule und der Bushaltestelle Am Steinsiek an der Plass-Straße einen 3 stöckigen mehrgliedrigen Wohnkomplex errichten lassen will.

Ausgerechnet eng über der tiefer gelegenen Plass-Schule, eine nur aus dem Erdgeschoss bestehende 3-zügige Grundschule. Die hohen Wohngeschosse würden den Klassenräumen der Plass-Schule Ausblick, Tageslicht und Luftzirkulation wegnehmen. Zudem ist es kaum vorstellbar, einen konzentrierten Unterricht angesichts des nahen Treibens in den benachbarten Wohnungen abzuhalten. Ist diese Distanzlosigkeit mit Baurecht und sozialer Verantwortung für das Wohl der Grundschüler und des Lehrpersonals vereinbar? Das nennt sich „Fürsorgepflicht des Dienstherren“, nur mal so am Rande bemerkt.

Leserbrief von Roland Seredszun in der NW 2011

Leserbrief von Roland Seredszun in der NW im November 2011

Auf jeden Fall müssten die schönen Kastanienbäume vor der Schule gefällt werden. Ein Fanal für eine Grundschule, die in ihren Leitzielen „die Sensibilisierung für den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt“ führt und  stolz auf ihr Wald-Papier Projekt ist. Mit dem Geld der Kinder für Recycling-Hefte kauft die Schule zu schützenden Regenwald in Costa Rica.

Und dann, am Dienstag, dem 25.02.2014 müssen hilflose Grundschüler dann ohne Vorwarnung erleben, dass die schönen Kastanien vor ihren Fenstern von zwei Waldarbeitern abgeholzt werden. Ein Firmen-Branding auf ihrem weissen Bully fehlt.

Die Kastanienbäume vor der Plass-Schule werden gefällt

Die Kastanienbäume vor der Plass-Schule werden gefällt

Mit dieser Überfall-Aktion hatte nun niemand gerechnet. Die Bebaungspläne für die Wohneinheiten waren angeblich schon gestoppt. Die Bedenken des Schulträgeres nicht ausgeräumt. Die Leitung der Plass-Schule nicht informiert. Kinder traumatisiert und traurig, kein herbstliches Kastaniensammeln auf dem Schulweg mehr geniessen zu können.

Die Sensibilisierung für den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt

Die Sensibilisierung für den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt

Natürlich haben Lehrer, Anwohner und Eltern der Grundschüler sofort Alarm geschlagen. Mitarbeiter der Stadt Bielefeld zeigten sich aber recht schwerfällig und nicht zuständig, wenn es darum geht, engagiert einzuschreiten. Bestehen keine Zweifel an der Rechtmässigkeit dieser Fäll-Aktion? Interessiert nicht. Auf einem Privatgrundstück sei eben alles erlaubt, hiess es lapidar auf Nachfrage. Kann die Ev. Kirche hier im Stadtteil wirklich als Privatperson auftreten? So ganz ohne gesellschaftliche Verantwortung und Rücksichtnahme auf die Kinder?

Und überhaupt: Warum tritt eine durch Kirchensteuern finanzierte Kirche plötzlich als gewinn-orientierter Investor auf dem Immoblienmarkt auf? Und nachdem der erste Sturm der Entrüstung die Volksvertreter in Schildesche erreicht, gibt es plötzlich neue Aspekte. So seien die gefällten Kastanienbäume von einem geheimnisvollen Pilz befallen. Belegt durch ein vom Grund-Besitzer in Auftrag gegebenen Gutachten. Nicht die Stadt Bielefeld, vom Grund-Besitzer!

Es soll Platz gemacht werden für das Aussengelände eines geplanten Ausweich-Kindergartens im Gebäude des alten Pfarrhauses. Komisch nur, dass ausgerechnet die am weitesten davon entfernten Bäume schon sauber zerlegt auf dem Rasen liegen.

Und so kommt es hier im Viertel zu dem unangenehmen Gefühl, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Bäume sind schnell gefällt worden, eine Spielfläche wurde entwertet und Tatsachen sind geschaffen worden. Was bleibt, ist ein hilfloser Protest der Kinder.

Hilfloser Protest

Hilfloser Protest

Und was kommt nun? Wie werdet ihr hier am Plass auf diese Entwicklung reagieren?

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